Luftpumpe
- Zeitung zur Emanzipation Behinderter und Nichtbehinderter
- Wendepunkte in der Behindertenpolitik
- Herausgeberwechsel und Radikalisierung
- Im Spannungsfeld der Krüppelgruppen
- die randschau – Zeitschrift für Behindertenpolitik
die randschau – Zeitschrift für Behindertenpolitik
Ab April 1986 erscheint die Verbindung der Hamburger 'Krüppelzeitung' und der Köln-Münchener 'LUFTPUMPE' unter dem neuen Namen 'die randschau - Zeitschrift für Behindertenpolitik'. Zuvor kam es in den letzten beiden Ausgaben der 'LP' noch zu einem Namensstreit zwischen den Kölnern und Münchenern: Während erstere den Namen 'Zyklon B' in den Raum stellten, der verdeutlichen sollte, „...daß die Ausgrenzung Behinderter, die wir heute beklagen, ihre unmenschliche Extremisierung in der Ausrottung hat“, lehnten Letztere diesen Namen 'als blanken Zynismus' ab und drohten öffentlich mit der Einstellung des Projektes in der bisherigen Form. (Vgl. 'die randschau', Nr. 1/1986, S. 2)
Die Redaktionen einigten sich schließlich auf den neuen Namen des gemeinsamen Projektes: 'die randschau - Zeitschrift für Behindertenpolitik'‚ der auch von Udo Sierck für die Redaktion der ehemaligen Hamburger 'Krüppel-Zeitung' mitgetragen wurde.
„Entwickelt wurde das Konzept dazu (f. ein neues Projekt aus der Behindertenbewegung, Anmerkung J.F.) von Aktiven aus ihren Reihen. Aktive, die über acht Jahre hinweg ihre Erfahrungen mit zwei Zeitungen gemacht haben, deren Szene-Stil sich vorerst überlebt hat: DIE LUFTPUMPE und DIE KRÜPPELZEITUNG. Beide hatten das gleiche Ziel, trotz ihrer unterschiedlichen Radikalität im Ansatz: Den Widerstand von Behinderten und Krüppeln gegen Unterdrückung und Ausgrenzung zu unterstützen und zu fördern - den lauten, unübersehbaren der Aktion und den stillen, kaum wahrnehmbaren des Alltags. DIE RANDSCHAU bleibt diesem Ziel verbunden, wie den wesentlichen Qualitäten ihrer Vorgängerinnen: Engagement als Bewegungsorgan, Deutlichkeit in der Kritik, Radikalität in der Entwicklung von Lösungskonzepten und Zukunftsperspektiven. Betroffenenjournalismus soll weiterhin die Zeitung prägen. Gründlicher als früher soll die Recherche sein, bunter die Illustrationen, lesefreundlicher das Lay-Out, umfangreicher der Gebrauchswert. Die Dominanz der Thematiken Körperbehinderter soll abgebaut werden. Die Formel 'Gemäßigte Professionalisierung' trifft das. Kommunikation braucht Medien. Medien brauchen Kommunikation. DIE RANDSCHAU soll nicht Instrument weniger Redakteure sein, sondern Werkzeug für alle, die aus einer bestimmten Perspektive die Entwicklung unserer Gesellschaft, deren Strömungen und Versprechungen betrachten, aus dem Blickwinkel Benachteiligter, aus einer gewissen - sagen wir - RANDSCHAU. Eben!“ (die randschau, Nr. 1/1986, S. 1)
Jörg Fretter, Marburg
[1] Hartmut Fenge und Hans-Günter Hinz verlassen die Redaktion. Sie wollten eine Zeitschrift produzieren, die ein breites Publikum anspricht. Professionell gestaltet und vertrieben gründen sie die Zeitschrift „PRO INTEGRATION“, die aufgrund fehlender Resonanz am Markt nicht bestehen konnte.