mondkalb

Zeitschrift für das Organisierte Gebrechen

Der Begriff Mondkalb stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde zur Bezeichnung von fehlgebildeten Kälbern verwendet.

Als Schimpfwort ist das Wort bis heute gebräuchlich, so werden zum Beispiel sogenannte „Dorftrottel“ als „Mondkälber“ bezeichnet.

 

Die „Zielgruppe“ der gleichnamigen Zeitschrift sind nicht vorrangig Menschen mit Behinderungen, sondern solche, die normalerweise kein besonderes Interesse für das Thema aufbringen. Als „Vanity Fair der Behindertenpresse“ soll Behinderung im Mondkalb so spannend und begehrenswert sein, dass Leute die Zeitung nicht aus Gründen des Mitleids, der Betroffenheit oder des professionellen Engagements lesen. 

 

Politisch ist Mondkalb in der emanzipatorischen Behindertenbewegung verortet. Ein wichtiger Schwerpunkt liegt auf Kunst und Kultur, oft auch mit einem Blick auf andere Gruppen, die gesellschaftlich als „Andere“ gekennzeichnet sind. Die Zeitung geht das Thema Behinderung meist witzig und sarkastisch an, es geht aber auch darum, politisch über Erfahrungen des Behindert-Werdens zu schreiben. Oft ist unser Anspruch eher feuilletonistisch als journalistisch, dies ist aber immer wieder umstritten.

 

Mondkalb entstand 2006 aus einem Seminar der Naturfreundejugend Berlin mit dem Titel „Bist Du noch ganz normal? Behinderung. Behindert werden. Behindert sein“. Die Teilnehmer/-innen des Workshops wollten weiterhin zusammen arbeiten und gründeten „Mondkalb“. Die Zeitung liegt kostenlos in Bibliotheken, Kneipen und Kultureinrichtungen aus und ist unter www.mondkalb-zeitung.de online lesbar.

 

Die Redaktion besteht derzeit ausschließlich aus Berliner/-innen, die arbeiten und studieren. Die Redakteur/-innen sind journalistisch oder als Wissenschaftler/-innen oder andere Angestellte tätig und zwischen Mitte 20 und Mitte 50. Die Redaktion ist gemischt und unterscheidet sich in dieser Hinsicht von den früheren Krüppelzeitungen. Menschen mit Behinderungen sind aber in der Mehrheit. Viele Artikel stammen von Redaktionsmitgliedern, der Rest von anderen Autor_innen, die ebenfalls größtenteils selbst behindert sind.

 

Die erste Ausgabe erschien am 5. Mai 2007, zum Europäischen Protesttag der Menschen mit Behinderung, darauf folgten bisher sieben weitere Ausgaben. Es gibt jeweils einen thematischen Schwerpunkt (z.B. Utopie, Arbeit, Tod, Technik, Identität), wobei auch immer Artikel zu anderen Themen erscheinen. Alle Redaktionsmitglieder und Autor/-innen schreiben unentgeltlich. Daher ist und bleibt „Mondkalb“ ein unkommerzielles Freizeitprojekt der Redaktion, wodurch in den letzten Jahren leider immer nur eine Ausgabe pro Jahr realisiert werden konnte.

 

Rebecca Maskos, Berlin